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analog

23.Feb 2012 |

opus 60
“Opus 60” – September 2011, Modell: Jule

Dieses Bild wurde mit einem analogen Aufnahmemedium festgehalten.

..womit ich die Frage in den Raum stelle, warum gerade die Verwendung von analogen Aufnahmemitteln so besonders betont wird? Was ja ziemlich absurd ist im Angesicht der Tatsache, dass heutzutage die allerwenigstens Produzenten von Medien einen rein analogen Arbeitsprozess pflegen und noch weniger Konsumenten die Endprodukte eines ebensolchen jemals sehen werden - ganz egal ob im Internet oder aus der Druckerei, selbst Photolabore sind heutzutage nur in den allerseltensten Fällen noch rein analoge Produktionsstätten.

Um die Absurdität dieser Betonung "Analog!" noch weiterzutreiben möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass jede sogenannte Digitalkamera in ihrem Herzen, ganz tief drin, dort wo die Magie des Lichts festgehalten wird, auch ein vollkommen analoges Gerät ist. Ein CCD-Chip oder CMOS-Sensor basiert auf dem Prinzip einer analogen Spannung, die erst von einem Analog-Digital (A/D) Wandler in ein computertaugliches Signal umgewandelt werden muss. Mit dieser Information im Hinterkopf möge man den Einleitungssatz erneut lesen..

Die Frage der Digitalisierung stellt sich also in den seltensten Fällen gar nicht mehr, es geht nicht mehr um das "ob" sondern um das "wann". Wer heutzutage noch das "analog" betont, muss ein Künstler sein, wäre gerne einer oder spielt mit einer Ironie, die kaum jemand verstehen wird. Und da nur in der Kunst alles erlaubt ist um seine Arbeiten zu rechtfertigen, mögen alle anderen, die Bilder in einem digitalen Medium präsentieren, das "analog" bitte in der Schublade der Geschichte lassen.

Vielen Dank.

3 Comments

  1. Norbert wrote:

    Sehr schön für ein analoges Foto ;-).
    Automatisch gehe ich davon aus das es digital nicht bearbeitet wurde, was ja eigentlich quatsch ist. Die Schatten finde ich viel zu tief, die Farben zu blass aber ich käme nicht auf die Idee das zu monieren, weil ein “analog” fotografiertes und dann digital gezeigte Fotos für mich auch für out of the box steht.
    In den meisten Fällen wird es vermutlich auch so sein nicht wahr?
    Ich finde die Bezeichnung “analog” hat seine Berechtigung und sollte ich noch so fotografieren würde ich es erwähnen, einfach auch aus dem Grund weil ein analoges Foto mit meinen Mitteln zur Digitalisierung immer Verlust behaftet ist und wenn ich das uralt Erbstück das bei mir auf dem Regal steht, irgend wann mal zu Leben erwecken sollte, erwähne ich es auch weil’s halt (für mich) einfach etwas ganz besonderes ist. Ich erhebe keinerlei Anspruch darauf ein Künstler zu sein 🙂

    Posted on 23-Feb-12 at 14:45
  2. sph wrote:

    Naja, eigentlich ist ja alles digital, weil diskret.

    Der Duden sagt dazu:
    analog: kontinuierlich, stufenlos
    digital: in Stufen erfolgend; in Einzelschritte aufgelöst

    Nun nimmt aber sowohl eine Photodiode, als auch das “analoge” Medium Film Photonen auf, die sowohl unteilbar, als auch in endlicher Menge auf dem Medium auftreffen. Somit ist im physikalischen Sinne das aufgenommene Signal digital. Das einzelne Filmkorn an sich ist sogar binär, denn es ist entweder entwickelt, oder nicht. Selbst die Summe der Filmkörner auf dem Medium Film ist endlich hinsichtlich größe, Lage und Entwicklungszustand. Auch in der Photodiode werden diskret viele Ladungselektronen “erzeugt”.

    Wir haben eigentlich alle immer schon digital fotographiert. 🙂

    Ich finde du hast in deinem Post aber schön herausgearbeitet, dass wir im alltäglichen gebraucht die Worte “analog” und “digital” total abweichend von der eigentlichen Definition benutzen. “Elektronisch” und “chemisch” wären hier wohl die exakteren Beschreibungen. Meinetwegen auch “silberbasiert”

    Ein moderner CCD/CMOS Sensor in einer SLR hat übrigens ca 10^6 Elektronen well capacity (Das ist inklusive Rauschen) mit einem 10Mpx(=10^7) Sensor kann man also 10^13 wirklich verschiedene Fotos erzeugen. Durch die “Digitalisierung” geht dann noch mal ca eine Größenordnung verloren, dann kommen wir bei 10^12 an. Bei angenommenen 10 MB (~10^7 Byte) pro RAW file könnten wir also alle mit dieser Kamera möglichen Bilder in 10^19 Byte speichern, as läppische 10 Exabyte sind (eine Investition von ~ 500k€ wenn man Festplatten zu aktuellen Preisen kauft). Viel Spaß beim Aussortieren 😀

    Posted on 24-Feb-12 at 10:10
  3. grubernd wrote:

    @Norbert: ich habe mich bei der Bildoptimierung an noch ältere Techniken angelehnt.. die Malerei. Das Bild ist auf einem weissen Hintergrund unter normalen Lichtverhältnissen in einem Raum nicht ideal aufgehoben.
    Und ich finde auch nicht, dass chemische oder elektrische Bilderfassung besser oder schlechter ist. Leider wird das Analoge oft übertrieben betont, als ob es eben etwas besonderes wäre.. dabei sollte es meiner Meinung nach mehr um die Bilder und weniger um deren Produktionsmethode gehen. Auch wenn zweiteres ein sehr interessantes Thema ist.

    @sph: vielen Dank, dass du den Teil mit der Binärkodierung von analogem Film erwähnt hast – ich habe mir das gespart um nicht allzu viel Verwirrung zu stiften. 😉

    Posted on 24-Feb-12 at 11:27